Einmal jährlich wird aus der kleinen Gemeinde Morsbach das Fürstentum Monaco. Dann verwandelt sich der Ortskern, wie das große Formel-1-Vorbild, in eine Rennstrecke. aber nicht PS-starke Boliden heizen durch die Straßen, sondern Männer mit Muskelkraft schieben Schubkarren vor sich her. Der „Große Preis der Republik“ ist bei der traditionellen Morsbacher Kirmes als Schubkarrenrennen sehr beliebt. „Republik“, so taufte der damalige Landrat des Oberbergischen Kreises Dr. August Dresbach nach dem Zweiten Weltkrieg die Gemeinde Morsbach, weil sie von Höhenzügen umgeben ist. Auf diesen Begriff sind die Bürger bis heute stolz. Stolz waren die Bürger einst auch auf ihre Eisenbahn.
Der Bahnhof Morsbach bildete die Schnittstelle zwischen dem Oberbergischen Land und dem Siegerland. Seitdem ist viel Wasser die Sieg hinunter geflossen. Die Wissertalbahn existiert offiziell nicht mehr. und sie wäre wohl komplett von der bergischen Bildfläche verschwunden, wäre nicht ausgerechnet aus dem weit entfernten Wiehl die Rettung gekommen. Der Text ist ein Auszug dem Kapitel „Ränkespiele in der Republik“ des Buches „Stillgelegte Bahnstrecken im Rheinland“ von Bernd Franco Hoffmann.